„Kunst braucht Raum – mehr Raum!“ – so könnte ein Fazit aus dem Austausch mit dem Neuen Kunstverein Gießen lauten.“, sagt Nina Heidt-Sommer. „Die Stadt und der Landkreis Gießen haben eine lebendige und vielfältige Kunstszene und der Neue Kunstverein Gießen ist ein fester Bestandteil davon. Aufgabe der Politik in Land, im Landkreis und in der Stadt ist es, für Kunst, Kultur und Künstler:innen die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen!“ bekräftigt die heimische SPD-Landtagsabgeordnete.

Das Kulturforum der Sozialdemokratie im Landkreis Gießen hatte den Neuen Kunstverein Gießen zu einem Dialog über die aktuelle Situation der bildenden Kunst eingeladen. Vom Kunstverein nahmen der Vorsitzende Dirk Zschocke und die Vorstandsmitglieder Pia Pregizer, Anna Seibel und Erhard Waschke teil.
Das Kulturforum wurde von Nina Heidt-Sommer und Vorstandsmitglied Sabine Scheele-Brenne vertreten. „Die Aufgabe des Kulturforums ist die Vermittlung zwischen der Kultur und der Politik. Wir suchen den Dialog mit den Kulturschaffenden, um die richtigen und nötigen politischen Impulse geben zu können!“, erläutert Scheele-Brenne, die auch für die SPD im Kreistag sitzt.
Das Gespräch fand in Sichtweite des Pavillons am Alten Friedhof statt. Unter dem Namen „Max hat‘s“ lange Jahre als Kiosk bekannt, stellt ihn die Stadt Gießen seit 2003 dem Neuen Kunstverein als Ausstellungsgebäude zur Verfügung.
Der Vorstand des Neuen Kunstvereins stemmt dort jedes Jahr 6 Ausstellungen, skizzierte Zschocke die Aktivitäten des Vereins. Darüber hinaus bestehen Kooperationen des Vereins für weitere Ausstellungen mit dem Institut für Kunstpädagogik und den Theaterwissenschaften der Justus-Liebig-Universität, ergänzte Anna Seibel, die selber gerade ihren Master in Kunstpädagogik macht. Neu ist auch eine Kooperation mit dem Panel on Planetary Thinking von Prof. Claus Leggewie.
„Es ist großartig, dass der Neue Kunstverein trotz seines geringen Budgets den ausstellenden Künstler:innen grundsätzlich ein Honorar zahlt!“ so Heidt-Sommer. Erhard Waschke weiß, dass das nicht alle Kunstvereine so handhaben. Aber: „Die eigene Kunst der Öffentlichkeit präsentieren zu können, ist existentieller Teil der Berufsausübung jeder freischaffenden Künstlerin und jedes freischaffenden Künstlers – bedeutet für die Kunstschaffenden aber auch zeitlichen und finanziellen Aufwand. Es ist Aufgabe der Kulturförderung und der Ausstellungsausrichter, eine dafür angemessene Ausstellungsvergütung sicherzustellen.“.
Die Vertreter:innen des Kunstvereins, die alle auch als bildende Künstler:innen tätig sind, wiesen besonders daraufhin, dass es vor allem an Räumen für Kultur mangelt. Das betrifft sowohl geeignete Ausstellungsräume als auch bezahlbare Ateliers.
Kunst muss dort sein, wo auch die Menschen sind! Denkbar ist beispielsweise ein kommunales Projekt, mit dem vorübergehend leerstehende Geschäftsräume in den Zentren der Städte für temporäre Ausstellungen zur Verfügung stehen. Beispiele für solche sog. PopUP-Galerien gibt es bereits in Marburg.
Der in der alten Feuerwehrwache geplante Kunstgewerbehof wird auch Künstlerateliers anbieten. Aber das Angebot wird nach Meinung der Aktiven des Kunstvereins nicht ausreichen und wird für viele Künstler:innen auch nicht bezahlbar sein.
Laut Pia Pregizer leidet der Kunstverein trotz der beachtlichen Zahl von derzeit rund 160 Mitgliedern wie viele Vereine unter rückläufigen Mitgliederzahlen. Besonders Menschen, die sich an der Gestaltung des kulturellen Lebens in Gießen beteiligten wollen und sich an den Vorbereitungen für Ausstellungen engagieren, werden gesucht!
Dass sich eine Mitgliedschaft im Neuen Kunstverein aus mehreren Gründen lohnt, betont Schatzmeister Waschke. Für einen geringen Mitgliedsbeitrag ist der Besuch von Ausstellungen anderer Kunstvereine, die in der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine organisiert sind, frei. Dazu gehören etwa große Kunstvereine wie der in Frankfurt oder in Hamburg. Interessante Neuigkeiten aus dem Kunstleben bietet der Newsletter, für den man sich über www.kunstverein-giessen.de anmelden kann.
Eine Sorge teilt der Kunstverein mit vielen anderen Kultur-Veranstaltern im Landkreis: Nach Corona bleibt das Publikum aus! Die Menschen haben es sich auf dem heimischen Sofa gemütlich gemacht und müssen erst wieder erfahren, welches lohnende Erlebnis der Besuch eines kulturellen Ereignisses wie einer Kunstausstellung ist!